Compassion

So entsteht Verbundenheit.

Was nutzt Ihnen Compassion-Training?
Was nutzt es einem Arzt?

Mitgefühl ist nicht gleich Mitgefühl.

Die dunkle Seite des Mitgefühls

Im Hörbuch haben Sie schon viel über den Unterschied zwischen ‘Emotional Contagion‘ und fürsorglicher Empathie gehört. Emotional Contagion ist eine ängstliche, selbstbezogene Form der Empathie. Der Antrieb, Menschen in schwierigen Situationen oder Lebenslagen aktiv zu helfen, entspringt einer fürsorglichen Empathie.

Das haben u.a. auch Ärzte erkannt, die mit einem anderen Problem zu kämpfen haben, das fürsorgliche Empathie einschränkt: empathischer Burnout. Der beginnt mit empathischem Stress, und den kennen Sie auch.

Wenn Sie sich dagegen entscheiden, die Nachrichten anzuschauen, weil die eh „zu negativ sind“ oder wenn Ihnen die vor dem Supermarkt bettelnde Person „total nervig“ erscheint und Sie sie einfach wegwünschen, dann kämpft Ihr Gehirn mit empathischem Stress.

TPJ-Aktivierung

Bei Ärzten schaltet sich oft die TPJ* (temporoparietal Junction) ein, ein Gehirnareal, das Empathie unterdrückt, um im Gehirn die Bereitschaft für andere Leistungen zu erhöhen, z.B. für problemlösendes Denken beim Erstellen einer Diagnose und Verschreiben einer Therapie oder für die intensive Konzentration auf handwerkliches Arbeiten während einer OP.

Diese Empathie-Unterdrückung ist während einer OP hilfreich, sogar notwendig, nicht aber im Patientengespräch danach.

Wenn sich durch das viele Leid, das Ärzte sehen, eine emotionale Überlastung einstellt, kann es aber sein, dass die von der TPJ ausgehende Emotions-Unterdrückung über lange Zeit aufrechterhalten bleibt – nicht nur in den kritischen Situationen, in denen sie nützlich und notwendig ist.

Geht’s Ihnen auch manchmal so?

In empathischen Stress geraten nicht nur Ärzte, sondern alle Menschen, wenn sie  zu viel Leid sehen. Das Leiden anderer sieht man ja schließlich auch in den Nachrichten und sozialen Medien.

Der Krieg in Syrien, die vielen Corona-Toten in Brasilien, Indien und den USA, die Zustände in Krankenhäusern vor einigen Monaten in Spanien und Italien, die Zustände in Flüchtlingslagern in Griechenland, im mittleren Osten, und die scheinbar endlose Summe an Trauer, Verwahrlosung und Verlust, die die Welt zu bieten hat. (Siehe auch „Die dunkle Seite der Empathie“)

Auf der Suche nach Lösungen

Aber was tun? Scheuklappen auf? Schwarzer Humor? Den Schwächeren den Rücken kehren? Was ist, wenn der Schwächere der eigene Bruder, die Schwester oder ein Elternteil ist? Wie können wir uns selbst vor emotional Contagion und empathischem Burnout schützen? Was hält uns empathisch stark?

Wir wissen schließlich auch, dass uns in schwierigen Gesprächen die fürsorgliche Empathie nicht nur zu besseren Zuhörern macht, sondern obendrein lösungsorientierter. Was will man mehr? Also: her mit der fürsorglichen Empathie!

Stärken Sie Ihre fürsorgliche Empathie

Die Psychologin und Neurowissenschaftlerin Tania Singer hat in den bisher umfassendsten Untersuchungen zu meditativen Compassion-Trainings deren positive Wirkungen nach-gewiesen. (Interview hier.)

Eine einfache Variante haben Sie schon im Hörbuch kennengelernt. Da heißt es:

„Ein typisches Compassion-Training beginnt in der Regel wie eine Meditation, mit einer entspannten Sitzhaltung, in der man ruhig und tief atmet. Dann konzentrieren Sie sich auf Menschen, die Sie lieben, die Ihnen viel bedeuten. Sie wünschen ihnen von Herzen alles Gute. Das funktioniert am besten mit einigen Sprüchen, die man entweder leise aufsagt oder sich einfach denkt:

1. Mögest du glücklich sein.

2. Mögest du sicher und geschützt sein.

3. Mögest du gesund und stark sein.

4. Mögest du mit Leichtigkeit leben.

5. Mögest du geliebt sein.

Diese Sätze können Sie natürlich auch so umformulieren, wie es sich für Sie und Ihren Sprachgebrauch natürlich anfühlt.

Spannend wird dieses Training, wenn man die Zielperson ändert und dabei ganz genau auf die eigene Gefühlswelt achtet. Das geht in fünf Runden, in denen Sie Ihre fürsorgliche Empathie auf verschiedene Personen oder auch andere Lebewesen richten.

Die 5 Runden

Versuchen Sie in 5 Schritten beim Compassion-Training Ihre fürsorgliche Empathie auf …

1. einen geliebten Menschen,

2. sich selbst,

3. eine neutrale Person,

4. eine gehasste Person oder einen Gegner/Feind,

5. alle Wesen

…zu richten. Warum steht der geliebte Mensch an erster Stelle? Weil das am einfachsten ist. Den meisten Menschen fällt es leichter, fürsorgliche Empathie anderen zu schenken als uns selbst.

Und ab Nr. 3 wird’s zunehmend schwieriger. Einer neutralen Person (jemand, den wir weder schätzen noch hassen – also z.B. eine öffentliche Person, die uns mehr oder weniger egal ist) etwas Gutes zu wünschen, fällt schwer, weil die Empathie nur schwach engagiert wird.

Bei einer Person, die Sie hassen – da müssen Sie den Hass überwinden. Keine leichte Aufgabe.

Und „alle Wesen“ ist schwer, weil es so abstrakt ist. Ein bisschen wie: „Schenken Sie Ihr Mitgefühl jetzt bitte den Unmöglichkeits-Theorem-basierten Pareto-Optima in Arrow-Debreu-Ökonomien mit heterogenen Faktorausstattungen.“

… wie bitte?!? Genau, die kennen Sie doch aus dem Hörbuch, die Pareto-Optima …

;-)

Fühlen, Tun und …

Die fünf Stufen zu erklimmen und dabei nicht nur die Sätze vor sich hin zu sagen, sondern sie auch wirklich zu meinen und zu fühlen, ist eine Kunst. Und manchmal ist es tagesformabhängig. Das sollten wir uns auch eingestehen.

Das Wichtige ist das Tun. Wenn es in Ihrem Leben einen Bedarf dafür gibt, Ihre fürsorgliche Empathie zu stärken, dann gönnen Sie sich doch einfach 3-mal die Woche 15-20 Minuten. Klein anfangen ist gut. Riesensprünge sind nicht notwendig.

… Gönnen

Falls Sie das Gefühl haben, dass Gespräche mit Menschen, die Ihnen nahestehen, zu oft aus dem Ruder laufen … ,

falls Sie sich die Ruhe und Geduld wünschen, sich empathischer auf die Gedankenwelt eines Partners, Ihrer Kinder oder Ihrer Eltern einzulassen, damit schwierige Themen auch abgehakt werden können und nicht immer und ewig vor sich hin eitern … ,

… dann gönnen Sie sich diese Momente, die Ihnen und Ihrem Gehirn die Kraft dafür geben.

Literaturhinweis und eine Anmerkung zur TPJ

Hier gibt es noch einen Artikel aus der Psychology Today (leider nur auf Englisch), der das Thema gut zusammenfasst.

*Die TPJ hat viele Funktionen. Das Unterdrücken von Empathie zugunsten anderer Leistungen ist nur eine. Es wäre also falsch zu denken, die TPJ sei „der Empathie-Unterdrücker.“ Wir sollten uns davor hüten, die Komplexität von Gehirnarealen, ihren Verknüpfungen und Wirkungsbereichen zu sehr zu vereinfachen.

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